Unfassbar: Hypo-Berater erhielt für 12 Seiten nur 248.000 Euro

Berater Maximilian D. erarbeitete in monatelanger akribischer Kleinarbeit ein beinahe zwölfseitiges Dossier über Investitionsoptionen in Südostafrika und erhielt dafür ein unerhört kleines Honorar. Lediglich 248.000 Euro soll er für diese Leistung erhalten haben.

Maximilian D., Hypo-Berater

Maximilian D., Hypo-Berater

ST. DRÖGEN AM SEE (npa) – Top-Consulter Maximilian D. (31, Name der Redaktion bekannt) gehörte über einen Zeitraum von etwa drei Jahren dem kleinen, aber durchaus schlagkräftigen Team von Beratern an, die die Hypo Alpe Adria mit umfassender und kompetenter Consultingtätigkeit bei der erfolgreichen Sanierungsarbeit nach der geglückten Verstaatlichung unterstützten.

Seine Aufgaben in dieser aufreibenden Zeit seien zwar niemals schriftlich oder gar vertraglich festgehalten gewesen, dennoch sollen immer wieder Leistungen eingefordert worden sein, die weit über zumutbare Grenzen hinaus gegangen sein sollen, klagt D. im Gespräch mit neuepresse.at.

Am schlimmsten sei jedoch der Sommer 2010 gewesen: „Eigentlich alle meiner Kollegen verbrachten den Großteil der bescheiden verrechneten Zeit mit Tätigkeiten wie dem Testen bankeigener Golfanlagen, Probefahrten mit potenziellen Limousinen der Vorstände in der Bretagne oder aufreibenden Außendienstterminen in der Karibik, während ich mir auf Ibiza den Hintern mit dieser riesigen Studie über diese vermaledeiten afrikanischen Bodenschatzgeschichten aufriss. An manchen Tagen waren es gut ein oder manchmal sogar zwei Stunden, in denen ich ganze Wikipedia- oder P.M.-Artikel lesen musste. Und dann noch dieses ständige copy & paste. Ich sage es Ihnen, meine Sehnenscheidenentzündung spüre ich manchmal heute noch beim Sektöffnen, weil mir die Hypo damals nur diesen mickrigen vierwöchigen Kuraufenthalt in Barbados verschaffte. Unerhört, eigentlich!“

Und dann folgte das Unfassbare: Als D. sein prall mit allerlei Fakten und großflächigen Charts gefülltes zwölfseitiges Meisterwerk ablieferte, an dem er beinahe ein halbes Jahr arbeitete, traf ihn die Unmenschlichkeit seines Metiers mit voller Härte: Der damalige Vorstandsassistenzassistent Michael G., der das Dossier über die Perspektiven von Investments in seltene Erden sogar selbst in Auftrag gegeben hatte, wischte mit einem Handstreich allen Stolz D.s vom Tisch, indem er ihm anstelle der erhofften halben Million lediglich 248.000 Euro überweisen ließ. „Die Anderen hätten sich so etwas wahrscheinlich nicht gefallen lassen. Das sind ja gerade mal 20 Tausender pro Seite! Ich kenne Einige, die für einen solchen Hungerlohn morgens nicht einmal aufstehen, geschweige denn ihren üblichen Oberstufler für das Ausarbeiten anrufen.“

Maximilian D. ist heute noch erschüttert, wenn er an diese schreckliche Zeit zurückdenkt. „Wie soll ich denn bitteschön mit einem solchen Bagatellbetrag ein anständiges Beraterleben führen? Ein Satz Reifen für meinen Maserati allein kostet schon fast zwei Prozent von diesem Taschengeld!“

Glücklicherweise kam kurz nach dem missglückten Engagement bei der Hypo ein sehr viel attraktiveres Angebot eines deutschen Energiekonzerns ins Haus, dessen Name ebenso wie die tatsächliche Höhe des Honorars selbstverständlich nicht bekannt gegeben werden darf.

„Ja, diese Studie über die ökologische Unbedenklichkeit des Frackings erforderte zwar einiges an harter Einarbeitungszeit in die Materie, aber auch diese drei Wochen konnte ich halbwegs überstehen. Und dann, nach einigen Monaten, lieferte ich denen ein hieb- und stichfestes Dossier über sage und schreibe 34 Seiten zu dem Thema ab. Leider ist es noch unter Verschluss, aber ich freue mich schon richtig darauf, es dann auch mal selbst zu lesen.“

Augenzwinkernd fügt D. abschließend hinzu, dass er sich aber ohnehin nicht allzu sehr um seine Zukunft ängstigen müsse, schließlich habe er die meisten seiner Dienstleistungen ohnehin in Form mündelsicherer Hypo-Anleihen vergütet bekommen.

(Bild: Tymtoi/flickr.com)

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