Eine Ära geht zu Ende: Ursula Stenzel tritt ab. Oder doch nicht?

Die Bezirksvorsteherin des I. Wiener Gemeindebezirkes, Ursula Stenzel, wurde von ihrer Partei zwangspensioniert. Es wird für ihren Nachfolger keinesfalls leicht, die unvergleichliche Erfolgsgeschichte Stenzels, der vielleicht beliebtesten Politikerin seit Nordkoreas Kim Il-sung, weiterzuführen. Die Hoffnung ruht nun auf einer Wiederkandidatur per Namensliste.

Ursula Stenzel, die Bezirksvorsteherin der Herzen

Ursula Stenzel, die Bezirksvorsteherin der Herzen

WIEN (npa) – Eine Ära neigt sich dem Ende zu. Die allseits beliebte Politikerin mit dem feinen Gespür für die Anliegen (fast) aller Menschen der Inneren Stadt, blickt auf eine beispiellose Karriere zurück.

Ihr hochprofessioneller Arbeitsstil, ihre grenzenlose Kreativität beim Lösen von Problemen und ihre beispielhafte Konsensorientierung machten sie nicht nur zur Bezirksvorsteherin der Herzen, sondern bescherten ihr auch – wohlverdiente! – Bekanntheit über die Grenzen der Inneren Stadt hinaus. Teils bis (fast) zum Inneren Gütel erschallten Lobgesänge über die honorige „Grand Dame der Wiener ÖVP“.

Unbestritten sind auch ihre bahnbrechenden Ermittlungserfolge als Aufdeckerin der skandalösen mafiösen Aktivitäten der organisierten Diebesbanden unter dem Deckmantel der „Bettelei“ und Streiterin wider die grausame Schnorrerszene, wie – unter anderem – folgendes Video belegt:

Unvergesslich natürlich auch ihr heroischer Kampf um Mindeststandards für Politiker auf Dienstreisen. Eine Unterkunft in einem Luxushotel für Brüsseler Schwerstarbeiter ist ja leider nach wie vor nicht selbstverständlich.

Ihre ambitionierte, mutige und visionäre Idee, die Verkehrshölle Schwedenplatz kurzerhand und natürlich kostengünstig zu untertunneln, wurde leider von besonders engstirnigen und pseudorealistischen „Experten“(!) vereitelt.

Und dies sind lediglich einige wenige Beispiele für das großartige Vermächtnis der Ausnahmepolitikerin Ursula Stenzel. Ihr designierter Nachfolger, Markus Figl, wird es jedenfalls nicht leicht haben, in den übergroßen Fußstapfen seiner untadeligen Vorgängerin zu wandeln.

Gerüchte um Namensliste bei Wien-Wahl 2015

In die tiefe Trauer um den Abgang der Vorzeigepolitikerin mischen sich jedoch zuletzt Gerüchte, sie könne 2015 mit einer eigenen Namensliste bei den Gemeinderatswahlen antreten. Die jubelnden Massen auf den Strassen führten kurzfristig sogar zu Verkehrsbeeinträchtigungen auf der Wipplingerstraße (auf der ganzen Strecke zwischen Färber- und Schwertgasse).

Als die hoffnungsfrohen Meldungen einer etwaigen Stenzel-Wiederkandidatur erstmals auftauchten, schoß auch der Leitindex der Wiener Börse (ATX) schlagartig um 0,014 Prozent in den Himmel. Ein mehr als deutliches Signal dafür, dass auch die internationale Wirtschaftswelt ohne Ursula Stenzel nicht mehr die selbe wäre.

Die Katholische Kirche reagierte ebenfalls prompt und stoppte das umgehend eingeleitete Heiligsprechungsverfahren. Man wolle nun doch auf ihr Ableben warten.

(Bild: Michael Kranewitter/wikipedia)