Formel 1-Ring in Spielberg wird „verkehrsberuhigte Zone“

Vorschrift is‘ Vorschrift: Eine routinemäßige behördliche Überprüfung des ehemaligen A1- und heutigen Red Bull-Rings in Spielberg sorgt für einen Eklat. Rund 25 Prozent der 4.318 Meter langen Rennstrecke erlauben demnach nur eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h, auf weiteren 45 Prozent ist gar eine Tempo 30-Zone erforderlich. Die Landesregierung bittet um Verständnis, die FIA hält an der Austragung des Rennens fest.

Die zur Frage stehenden Abschnitte wurden von der Behörde bereits korrekt ausgeschildert

Die zur Frage stehenden Abschnitte wurden von der Behörde bereits korrekt ausgeschildert

SPIELBERG BEI KNITTELFELD (npa) – Das nach geltendem Landesgesetz erforderliche Verkehrsgutachten, das von der Steiermärkischen Landesregierung im Vorfeld der Formel 1-Austragung beauftragt wurde, ergab ein für den internationalen Rennsport niederschmetterndes Ergebnis: Der Red Bull-Ring in Spielberg bei Knittelfeld wird über weite Abschnitte eine „Verkehrsberuhigte Zone“.

NeuePresse.at liegt das Gutachten im Wortlaut vor. Der entscheidende Passus des Berichts: „Die allgemeine Beschaffenheit der Strecke, die Kurvenradien, die Abstände zwischen Fahrbahn und Fußgängerwegen, fehlende Schutzwege sowie zahlreiche weitere infrastrukturelle Rahmenbedingungen haben ergeben, dass auf rund 1.100 Metern eine zulässige Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h nicht überschritten werden darf und auf rund 1.950 Metern eine Verkehrsberuhigung mittels Tempo 30-Zone angeordnet wird.

Für die verbleibenden etwa 1.300 Meter wird in einem noch anhängigem Prüfverfahren bis spätestens Oktober 2016 evaluiert, ob eine Ausnahmeregelung gewährt werden kann, die trotz fehlender Wildzäune und mangelhafter Notrufinfrastruktur eine (witterungsabhängige) Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h einräumt. Darüberhinaus empfiehlt die Kommission die Errichtung einer Section Control.“

Die zuständigen Beamten der Landesregierung zeigen sich nach Rückfrage durch NeuePresse.at wenig gesprächsbereit und beharren auf der verordneten Verkehrsberuhigung. DI Ernest Nahmmann, Leiter der Abteilung A16 (Verkehr und Landeshochbau): „Selbstverständlich können wir da auch für die Formel 1 oder den Herrn Mateschitz jetzt nicht anfangen, die geltende Rechtslage zu missachten. Vorschrift ist Vorschrift und es gibt da auch keinen Ermessensspielraum, nur weil hier andere Veranstaltungsorte offensichtlich wiederholt vor dem scheinbar einflussreichen Veranstalter FIA bzw. der Formula One Group förmlich ‚einknicken‘. Wir von der Steiermärkischen Landesregierung sind gerne bereit, eine neuerliche Erhebung durchzuführen, um ein paar Teile der Strecke vielleicht doch noch als Autobahn auszuschildern, aber da werden wir vor Herbst 2016 voraussichtlich kein Ergebnis haben.“

In einer ersten Stellungnahme reagiert das Präsidium der FIA mit Empörung auf den Bescheid der Landesregierung. Das Rennen am Red Bull-Ring werde zwar aufgrund unvermindert aufrechter Verträge selbstverständlich stattfinden, rechtliche Schritte gegen das Land Steiermark werden jedoch zur Stunde geprüft. Ein Formel 1-Rennen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 55 km/h gefährde das Ansehen der „Königsdisziplin“ des internationalen Motorsports auf existenzbedrohende Weise, das könne man nicht „auf sich sitzen lassen, heißt es aus der Pressestelle Bernie Ecclestones.

Auch Niki Lauda tobt: „Es ist natürlich relativ schwachsinnig, was diese Steirer da verdicten. Die Speed Reduction ist natürlich völlig inacceptable und die Verkehrsberuhigung können sie sich natürlich auch an den Hat sticken. Wir werden da jetzt heuer natürlich noch mit der schwachen Performance liven müssen, aber für nächstes Jahr expect‘ ich mir natürlich eine g’scheite Solution für eine regulary Austragung des Formel 1-Grand Prix, das ist natürlich relativ logisch.“

(Bild: CaterhamF1/flickr.com/Montage)
Danke für die Idee: Martin E.!

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