Mitterlehner präsentiert „die neue volkspartei“
ÖVP-Chef Mitterlehner präsentierte heute ein Maßnahmenpaket, mit dem die ÖVP auch bei der bislang kaum erreichten jungen Generation (also der Wählergruppe der 18- bis 80-Jährigen) punkten können soll. Neben einigen Personalrochaden und Umbauten im Parteiprogramm wird auch die Bildsprache grundlegend verändert.
WIEN (npa) – Vizekanzler Reinhold Mitterlehner ist nun bereits seit 1. September 2014 Bundesparteiobmann der ÖVP und wurde immer noch nicht von Bünden und Landeshauptleuten demontiert. Diese außergewöhnlich lange Phase der parteiinternen „Stabilität“ soll nun genutzt werden, die Volkspartei vielleicht doch noch im aktuellen Jahrhundert ankommen zu lassen.Nun gehe es laut Mitterlehner um die rasche Einbeziehung junger Talente in den engeren Vorstandskreis und die entscheidenden Parteigremien, um das Durchschnittsalter der führenden ÖVP-Funktionäre von derzeit 79 Jahren auf jugendliche 60 zu senken. Mit Gernot Blümel (33) habe man ohnehin bereits ein halbes Kind als Generalsekretär, der hingegen beinahe jugendlich anmutende Staatssekretär Harald Mahrer (41) sei ebenfalls ein aufstrebendes Jungtalent, das es stärker zu involvieren gelte, so Mitterlehner. „Wir müssen unseren Jungtalenten endlich die Flügel heben.“
Neo-ÖVP
Einer der Eckpfeiler der „neuen volkspartei“ werde der visuelle Auftritt, der beinahe radikal umgebaut werden soll. „Wir orientieren uns hier an aktuellen und visionären typografischen Konzepten, wie es sie in Österreich in dieser Form noch nie jemals nicht gab“, so ÖVP-Kommunikationschefin Iris Müller-Guttenbrunn. Seit jeher sei die ÖVP von Innovationsgeist, Liberalität und Individualität getrieben, daher seien etwaige Ähnlichkeiten mit anderen Parteien zwar durchaus möglich, aber „selbstverständlich reiner Zufall“, betonte Müller-Guttenbrunn.
Auf die Frage des ATV-Journalisten Martin T., ob die ÖVP nicht vielleicht „ein wenig gar verkrampft von den NEOS abkupfert“, antwortete Mitterlehner nur knapp „Sagen’s, woll’n sie mi da jetzt eigentlich pflanz’n?“ und wischte damit – souverän wie gewohnt – jeden Zweifel vom Tisch.
Über die Veränderungen im Parteiprogramm werde zur Stunde noch heftig diskutiert. Die Bünde zeigen naturgemäß vorerst wenig Verständnis für den Wunsch des „jungen Bua’m“ Mitterlehner, eine annähernd zeitgemäße Partei aus der ÖVP zu formen. Moderne Konzepte wie Universitätszugang auch für Kinder von Arbeitern, Führerschein für Frauen oder Alkohol erst ab dem 16. Lebensjahr sind etwa für den Bauernbund nach wie vor ein rotes Tuch, während der ÖAAB traditionell seine Schwierigkeiten mit Frauen in Erwerbstätigkeit hat. Einzig die Junge ÖVP ist mit nahezu sämtlichen Punkten einverstanden, wenn auch unter der Bedingung, dass Sebastian Kurz zum Aussen- auch noch das Innen- und das Finanzressort hinzubekommt und die Freigabe von Cannabis bzw. Marihuana umgehend eingeleitet wird.