Wohin mit all den Flüchtlingen aus Wien?
Der Wienerwald brennt. Irgendein religiös vernebelter Depp hat eine Reihe anderer Deppen um sich geschart, und die zünden aus schwer nachvollziehbaren (weil angeblich religiösen) Motiven heraus gerne Bäume an. Das Feuer gerät schnell außer Kontrolle, Selbst durch Unterstützung der Feuerwehren des Umlandes kann der Brand nicht eingedämmt werden. Er erfasst die Österreichische Bundeshauptstadt. Zuerst den äußeren Westen, dann immer mehr, bis die halbe Stadt ein Raub der Flammen wird.
ST. PÖLTEN (npa) – Etwas weniger als eine Million Menschen ist bereits auf der Flucht. Sie alle stehen vor dem Nichts. Viele haben Familienangehörige in der Flammenhölle verloren, die meisten konnten außer ein paar wenigen Erinnerungen und dem, was sie gerade bei sich getragen hatten, nichts mitnehmen. Auch die wichtigsten Dokumente, Zeugnisse, Polizzen und dergleichen sind für eine große Mehrheit verloren.
Die Niederösterreicher sehen sich mit der Situation rettungslos überfordert. Die zahlreichen Fachkräfte, Akademiker und Wissenschaftler wolle man ja gerne übernehmen, aber die vielen Simmeringer Ziegenhirten und Penzinger Rübenbauern? Nein, für die müsse eine Lösung außerhalb Niederösterreichs gefunden werden. Schließlich habe das Burgenland immer noch nicht seine Aufnahmequote erfüllt, obwohl in Neusiedl längst alle Zeltstädte für die hilfesuchenden Wiener aus allen Nähten platzen. Auch die Steiermark sei säumig. Am Semmering ist mittlerweile ein Zaun errichtet worden, um die Wiener abzuwehren.
Zudem seien mit Floridsdorf und Donaustadt sichere Drittbezirke vorhanden, die sich primär um die Abwehr die Erstaufnahme der asylwerbenden Wiener kümmern sollen.
Die Landeshäuptlinge Niederösterreichs, der Steiermark, des Burgenlandes und Oberösterreichs stellen in einer gemeinsamen Erklärung fest, dass man durchaus Verständnis für die prekäre Lage der Wiener habe und auch außerordentlich tief empfundendes Mitleid habe, aber das Boot sei einfach voll. Österreich könne mit so vielen Flüchtlingen einfach nicht umgehen.
Die Sorgen der Menschen
Man müsse immerhin auch die Sorgen der Menschen berücksichtigen. Schließlich brächten viele Wiener sehr eigenartige Verhaltensweisen und Gebräuche mit, was man so höre. Man werde mit so schier unüberbrückbaren Unterschieden konfrontiert, wie etwa der fleischlosen Kost orthodoxer Spittelberger, dem unkontrolliertem Gegröle der so genannten Hütteldorfer oder auch „Hochdeutsch“, einer in den meisten Österreichischen Regionen gänzlich unbekannten, fremdartigen Sprache.
Die Tatsache, dass die Hilfsbereitschaft der Niederösterreichischen Bevölkerung enorm ist, zahlreiche asylsuchende Wiener bereits in privaten Unterkünften versorgt werden und eine unerwartet gut besuchte Massendemonstration in Attnang-Puchheim Solidarität für die „Wiener willkommen!“-Bewegung bekundet, bleibt das zuständige Amt der Niederösterreichischen Landesregierung unnachgiebig und verweist auf uralte, föderalistische Vereinbarungen, die zwar weder zeitgemäß sind, noch eine Katastrophe solchen Ausmaßes überhaupt jemals in Erwägung gezogen hätten.
In der Zwischenzeit sind die Grenzen zwischen Wien und Niederösterreich weitestgehend dicht. Wer jetzt noch aus der Bundeshauptstadt fliehen möchte, muss sich an skrupellose Schlepper wenden, die zu horrenden Preisen Opfer der Brandkatastrophe in LKWs über den Riederberg nach Tulln schmuggeln. Um der Situation mit diesen Verbrechern Herr zu werden, wird ein zweiter Zaun rund um Wien errichtet, der zwar natürlich viel kostet, aber nichts bringt (außer vielleicht dem errichtenden Unternehmen aus dem familiären Umfeld des für die Vergabe zuständigen Beamten im Innenministerium), aber immerhin die Schlepper auf immer kreativere Ideen bringt, wie man noch mehr Menschen auf noch brutalere Weise zu noch höheren Preisen aus Wien bringen kann. Todesopfer sind hierbei natürlich schon irgendwie betrüblich, aber was soll man denn machen, wenn man der Flüchtlingsflut sinnvoll begegenen möchte.
„Wer Mitleid mit diesen Wienern hat, der soll halt welche bei sich aufnehmen“
Diejenigen Gemeiden, in denen Wiener bereits Aufnahme gefunden haben, sind erstaunlicherweise keine Brennpunkte der Kriminalität. Selbst diejenigen Städte, in denen Rudolfsheim-Fünfhauser, Favoritner oder gar Meidlinger Unterkunft gewährt bekamen, weisen keine steigende Zahlen von Gewalt- oder Eigentumsdelikten auf, sondern leben in Eintracht mit den Flüchtlingen, die trotz der enormen kulturellen Unterschiede teils sogar aktiv am Gemeindeleben teilhaben und mit anpacken.
„Selbstverständlich kann man einen Eingeborenen aus Neubau jetzt nicht so von heute auf morgen zu Fleischkonsum konvertieren, einem Währinger das hemmungslose Mitgrölen beim „Ambros Woiferl“ (Anm.: ein lokaler Folklorekünstler mit einem für die Region traditionell großem Hang zu alkoholischen Getränken) abgewöhnen oder dem Simmeringer Alt-Sozi seine ‚heute‘ oder ‚Kronenzeitung‘ vorenthalten, aber die meisten leben sich langsam in unsere Kultur ein“, berichtet Johann Mair, Bürgermeister von Orth an der Donau.
Unterdessen wachsen die Zeltstädte weiter an, die medizinische Versorgung wird zunehmend prekär und der Winter naht.
Die NÖ Landesregierung ist jedoch weiterhin überzeugt: „Wenn wir nur lang genug hart bleiben und humanitäre Hilfe für die Wiener auf einem Minimum halten, werden die Burgenländer, Steirer und Oberösterreicher sicher bald umdenken. Ganz bestimmt. Oder?“
(Bild: Petteri Sulonen/wikipedia)